Dokumentation Breitbandausbau in Neuötting - Teil 1

Beim FTTC-Ausbau (fiber to the curb - Glasfaser bis zum Straßenrand) werden Glasfaserkabel zu den vorhandenen Kabelverzweigern gelegt und diese mit aktiver Technik (sog. MSAN) ausgebaut. Die "letzte Meile" zum Kunden wird weiterhin über die vorhandenen Kupferkabel realisiert.

Dieser Artikel dokumentiert den Breitbandausbau für schnelles Internet in Neuötting zwischen 2017 und 2019. Zum Teil 2, Glasfaserausbau, geht es hier.

Für alle Mitlesenden aus anderen Regionen: Neuötting ist eine Stadt im südöstlichen Oberbayern mit rund 9000 Einwohnern und einer Fläche von 36,6 km2.

Mai 2019: Bürgerversammlung

Die Stadt berichtet, dass Phase 1 des Breitbandausbaus zum 28.3.2019 abgeschlossen wurde. In Phase 2 sollen alle Einzelgehöfte mit mind. 30 Mbit/s versorgt werden.

April 2019: Fertigstellung des Breitbandausbaus

Die Telekom veröffentlicht eine standardisierte Pressemitteilung zum Abschluss des Breitbandausbaus in Neuötting.

Auszug: Rund 270 Haushalte in Neuötting können jetzt schneller im Internet surfen. Im neuen Netz sind Telefonieren, Surfen und Fernsehen gleichzeitig möglich. Das gilt auch für Musik- und Video-Streaming oder das Speichern in der Cloud. Das maximale Tempo beim Herunterladen steigt auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) und beim Hochladen auf bis zu 40 MBit/s. Die Telekom hat dafür rund 22 Kilometer Glasfaser und Mikrorohre verlegt. Außerdem hat sie 10 Verteiler neu aufgestellt oder mit moderner Technik aufgerüstet. (aus <https://www.presseportal.de/pm/9077/4238201> )

Die Meldung bezieht sich offenbar nur auf den geförderten Ausbau. Denn es sind deutlich mehr als 270 Haushalte und auch mehr Verteiler. Alleine mir sind 16 Verteiler bekannt. Zudem wurde die Verfügbarkeit von Super Vectoring nicht genannt (was aber in der Tat in den geförderten Gebieten oft nicht möglich ist, weil so genannten "Mini-MSAN's" verbaut wurden).

Aus meiner Sicht führt dies nicht nur zu Verwirrung, sondern ich verstehe auch die Telekom nicht, warum sie hier nicht mehr Werbung macht.

In der Nachbargemeinde Winhöring wurde zwei Jahre später besser kommuniziert:

Ab sofort können rund 600 weitere Haushalte in Winhöring noch schneller im Netz surfen. Das maximale Tempo steigt beim Herunterladen auf bis zu 250 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Denn die Telekom hat ihr Netz in Winhöring weiter ausgebaut. Insgesamt können jetzt rund 1.300 Haushalte die schnellen Anschlüsse nutzen. (...)

Der Breitbandausbau scheint nun erstmalig abgeschlossen zu sein. Auch eine "Nachverdichtung" der Gebiete. die nicht ausreichend versorgt wurden, aber auch nicht förderfähig sind, scheint unrealistisch zu sein. Die erstellte Bitratenkarte wurde nicht mehr aktualisiert (Super-Vectoring, tatsächliche Geschwindigkeiten nach Ausbau).

Wenn man betrachtet, wann im Vergleich zu anderen Städten der Breitbandausbau in Neuötting erfolgte, ist wohl damit zu rechnen, dass der nächste Schritt wohl erst Ende der 2020er-Jahre erfolgen wird.
Wie es weitergeht lesen Sie in Teil 2 der Dokumentation des Glasfaserausbaus.

Blick in ein Multifunktionsgehäuse

Blick in ein Multifunktionsgehäuse im Betrieb

März 2019: Zwischenfazit und Murks

Es zeigt sich, dass einige Kabelverzweiger (Verteilerkästen) nicht modernisiert wurden, sondern über Querkabel an andere, ausgebaute Kabelverzweiger angebunden wurden (genannt "strategic outdoor location").
Dies wird in der Regel dann gemacht, wenn die Kabelverzweiger räumlich eng nebeneinander stehen (die Bandbreitenverluste sind vernachlässigbar) oder nur einige Kunden von dem Kabelverzweiger beschaltet werden.

In Neuötting war dies an einigen Stellen nicht der Fall. So ist beispielsweise in der Unterstadt der Kabelverzweiger Berliner Straße / Ecke Auenstraße per Querkabel an das Multifunktionsgehäuse Sudetenstraße angebunden, was den Weg um 400 m länger macht. Damit entstehen Entfernungen zu den Kundenanschlüssen von bis zu 900 m, was dazu führt, dass selbst die von der Telekom in der Planungsphase und in der Bitratenkarte kommunizierte Bandbreite nicht bei allen Kunden ankommt.

Über diesen nicht ausgebauten Kabelverzweiger werden ca. 72 Hausanschlüsse, ein Hochhaus mit etwa 20 Parteien und ein Seniorenzentrum mit vielen Anschlüssen versorgt. Beide Argumente für eine "strategic outdoor location" treffen also hier nicht zu.

Die Querverbindungen wurden über neue Kupferkabel realisiert. Entgegen den Werbeaussagen der Telekom, sie würde "nur noch Glasfaser neu bauen".

Auch an anderer Stelle lief einiges schief: so wurde ein Gehäuse so ungünstig an einem Hang gesetzt, so dass es vom Techniker kaum bedient werden konnte und daher umgesetzt werden musste.
An anderer Stelle mussten bereits asphaltierte Stellen wieder aufgerissen werden.

Vorbereitung für Multifunktionsgehäuse

Dieser Standort musste aufgrund der Lage am Hang nachträglich komplett umgesetzt werden.

Februar 2019

Im Februar sind fast im gesamten Stadtgebiet die neuen Bandbreiten buchbar.

Dezember 2018

Aus den ersten Multifunktionsgehäusen sind Lüftergeräusche zu hören, entsprechend sind dort schnellere Bandbreiten buchbar.

Baustelle für Multifunktionsgehäuse

Vorbereitung für den Überbau eines bestehenden Kabelverzweigers (links) durch ein Multifunktionsgehäuse. Rechts der Kasten für den Stromanschluß.

November 2018

Die Vermarktung der neuen Geschwindigkeiten beginnt über Direct Mailings, Plakate und dem Außendienst (Ranger).

September 2018

Das Fertigstellungsdatum wird von "September" auf "in den nächsten 3 Monaten" geändert.
Mittlerweile bietet die Telekom über das Super-Vectoring, einem Software-Update, Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s an. In anderen Gegenden sind diese Geschwindigkeiten bereits buchbar/vorbestellbar, in Neuötting noch nicht.

August 2018

Die neuen Multifunktionsgehäuse (MFG) werden mit Glasfaserkabeln versorgt, ebenso werden einige bisherige Verteilerkästen mit Querkabel an andere MFG angebunden.

Seit ca. Juli hat Vodafone das Breitband-Kabelnetz in der Region ausgebaut, so dass Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s möglich sind.

Kabel werden eingeblasen

Kabel werden eingeblasen. An dieser Stelle war es das schwarze Kupferkabel für eine Querkabelverbindung.

Querschnitt eines Kupferkabelbündels

Breitbandausbau Deutschland, 2018. Es werden neue Kupferkabel verlegt.

Juli 2018

Die ersten Multifunktionsgehäuse werden aufgestellt.

Multifunktionsgehäuse FTTC Außenansicht

Verdrahtung der Kupferendverschlüsse

Arbeiter sitzt vor Multifunktionsgehäuse und verdrahtet Kabel.

Die ersten Multifunktionsgehäuse werden aufgestellt.

Mai 2018

In der Ausbau-Karte der Telekom wird das Fertigstellungsdatum des Breitbandausbaus von Juli auf September geändert.

Es erfolgen Erdarbeiten und vorbereitende Maßnahmen für die Aufstellung von Multifunktionsgehäusen.

März 2018: Baubeginn

Ein Bauplatz wird eingerichtet. Bauausführende Firma ist SOLI Infratechnikaus Hannover.

Am Gehweg in der Eschlbacher Straße wird ein Leerrohr mittels Spülbohrung verlegt, offenbar für die Versorgung der Innwerksiedlung. Bis heute wird dieses Leerrohr nicht genutzt.

Bitratenkarte

Die Stadt veröffentlicht eine Bitratenkarte, die pro Anwesen/Anschluss die ist-Versorgung sowie berechnete Soll-Versorgung nach Ausbau zeigt.

Mitte 2017

Anfang 2017 wird der Kooperationsvertrag mit der Deutschen Telekom zum geförderten Ausbau abgeschlossen.
Die Telekom kündigt zudem einen eigenwirtschaftlichen Breitbandausbau bis Juli 2018 an.

Ausgangssituation 2016

Im Stadtgebiet von Neuötting sind die meisten Anschlüsse mit DSL von der Deutschen Telekom mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16 Mbit/s versorgt. Im Umkreis von ein paar 100 m rund um den Hauptverteiler (Vermittlungsstelle) in der Unterstadt, einem reinen Wohngebiet, sind sogar bis zu 50 Mbit/s möglich. Das Stadtgebiet sowie der Dorfkern des Ortsteils Alzgern werden zudem mit Koax-Kabel-Internet von Kabel Deutschland / Vodafone mit einer Geschwindigkeit von bis zum 500 Mbit/s versorgt. In Randlagen sowie im Außenbereich sind oft nur bis zu 3 Mbit/s möglich.

Mitte 2016 startet die Markterkundung für das 1. Förderverfahren zum Breitbandausbau - als eines der letzten Gemeinden im Landkreis.

Im Vorfeld sorgt auch die Aussage eines Neuöttinger Stadtrats für mediale Aufmerksamkeit, der die Notwendigkeit des schnellen Internets infrage stellt (Artikel hinter Bezahlschranke).